#23 - Ist alles Schlechte schlecht?
Würdest du zustimmen dass das Leben eine wunderbare Sache ist?
Falls es dir geht wir mir, dann ist allein die Tatsache, dass es Leben auf einem Planeten wie der Erde gibt, ein grossartiges Wunder. Das Leben ist meiner Meinung nach ein Geschenk, dass jede und jeder von uns erhalten hat.
Trotzdem ist das Leben eines Menschen nicht immer einfach. Jede Person unter uns kennt Situationen, in denen sie nicht weiter weiss.
Manchmal geschieht etwas im eigenen Leben, das wirklich keine guten Aspekte haben kann.
Oder doch?
Was soll an schweren Krankheiten, an Schicksalsschlägen oder am Tod eines geliebten Menschen gut sein? Warum gibt es soviel Leid auf der Erde?
Du denkst jetzt: Wie kannst der so etwas schreiben, währenddessen es Kriege auf dieser Welt gibt, bei denen täglich viele Menschen sterben?
Vielleicht erkennst du aber an, das Leben nur deshalb gut oder schlecht sein kann, gerade weil es aus Dualität besteht.
Dualität
Die Dualität, das Licht und die Dunkelheit, die positive und negative Ladung, oder andere entgegengesetzte Extreme sind eine Tatsache. Du kannst sie nicht umgehen. Auch ein Krieg hat eine gute Seite, nämlich, dass man den Frieden als solchen anerkennen und hoch wertschätzen kann. Damit möchte ich keineswegs Kriege oder andere Gewalttaten verherrlichen. Vielmehr geht es mir darum, dass auch du anerkennst, dass es Gutes im Leben nicht geben würde, wenn das Schlechte nicht existieren würde.
Ein gutes Leben enthält Polarität. Wir können uns nur hochjauchzend glücklich schätzen, wenn wir wissen, dass es unerträglich leidige Situationen gibt bzw. gegeben hat.
Gleichzeitig möchten wir die unglücklichen Momente in den meisten ganz Fällen vermeiden oder zumindest nur sehr kurz erleben. Es wird uns allerdings nie gelingen, ein perfektes Leben ohne schlechte Erlebnisse zu führen. Denn dies wäre schlichtweg ein langweiliges Leben ohne Emotionen. Und der Mensch ist nur deshalb ein Mensch, weil er eben gerade diese Emotionen entwickeln und nutzen kann.
Unsere Emotionen sind ein Bewertungssystem, das mehr oder weniger gut ausgestattet sein kann. Es ist nicht von Anfang an komplett, sondern wird durch unsere alltäglichen Erfahrungen ständig erweitert und verfeinert. Nichts, was wir erleben, bleibt ohne Wirkung. (Quelle: planet-wissen.de, 18.03.2023)
Emotionen bilden also die Grundlage dafür, wie wir Situationen einstufen. Die gleiche Situation ist für unterschiedliche Menschen demnach mit unterschiedlichen Emotionen verbunden. Emotionen entstehen im limbischen System und sind meist unbewusst. Sie können aber, wenn sie in die Hirnrinde gelangen, Gefühle auslösen. (Quelle: dasgehirn.info, 18.03.2023)
Jedes Gefühl geht immer mit einer körperlichen Reaktion einher. Je intensiver die Gefühlsregung ist, umso deutlicher reagieren wir. Wir können lächeln oder lachen. Wir können sogar so lachen, dass uns die Tränen kommen. Wir weinen vor Freude, aus Rührung oder weil wir traurig sind. (Quelle: planet-wissen.de, 18.03.2023)
Unser Gehirn hat also mit den Erfahrungen gelernt, Emotionen mit bestimmten Gefühlen zu verknüpfen.
Angst, Ärger, Glück und Trauer aktivieren unterschiedliche Hirnareale. Die Muster sind bei Frauen und Männern nahezu gleich. (Quelle: dasgehirn.info, 18.03.2023)
Wir können also Gefühle dafür nutzen, eine Situation besser einzuschätzen und unser Handeln daran anzupassen. Unser Gehirn weiss damit sofort, ob etwas gut oder schlecht und was zu tun ist. Das ist auch der Grund dafür, weshalb man zu einem Zeitpunkt X, nur ein Gefühl haben kann und nicht mehrere Gefühle. Wir können nicht gleichzeitig Angst haben und dankbar sein. Das ist unmöglich. Wir können unterschiedliche Gefühle nur hintereinander reihen.
Das geniale und gleichzeitig fatale an Gefühlen ist: Sie sind bei den meisten Menschen rein zufällig durch Erfahrungen mit den jeweiligen Emotionen verknüpft worden. Dieser Prozess beginnt bereits früh in der Kindheit. Wie ein Mensch also fühlt, hängt zu einem Grossteil davon ab, wie er seine Kindheit erlebt hat. Diese Gefühle sind in den meisten Fällen richtig und geben uns wichtige Impulse, damit wir unser Handeln an eine Situation anpassen. Es gibt aber Situationen, in welchen die entstehenden Gefühle uns mehr schaden, als dass sie uns helfen. Wenn wir Menschen nichts aktiv unternehmen, bleiben unsere Gefühle zu Ereignissen ein Leben lang ziemlich ähnlich und entwickeln sich nur langsam weiter.
Wir können aber unsere Gefühle und damit unsere Reaktion auf Ereignisse in unserem Leben überdenken und langfristig steuern. Wenn wir nämlich immer ungute Gefühle zu gewissen Ereignissen haben, können wir uns dies bewusst machen und mit der Zeit das zugehörige ungeeignete Gefühl auf den Reiz anpassen. Wir erreichen dies, indem wir nach und nach mit der Emotion ein anderes Gefühl verbinden. Wir sind dann nicht mehr Gefangene unserer Emotionen, weil wir das zugehörige Gefühl angepasst haben.
Das ist daher so wichtig, weil es vermutlich keinen einzigen Menschen auf der Welt gibt, der seine Emotionen zu jedem Zeitpunkt im Leben steuern kann.
Es ist also jeder Mensch von positiven und negativen Emotionen betroffen. Die drei Faktoren Dauer einer Emotion, die damit verbundenen Gefühle und die Reaktionen sind hingegen von Mensch zu Mensch unterschiedlich.
Wenn wir unsere Gefühle zu Emotionen steuern wollen, so müssen wir grob betrachtet die folgenden 3 Schritte durchlaufen (Quelle: hellobetter.de, 19.02.2023).
Schritt 1: Gefühle wahrnehmen
Schritt 2: Gefühle interpretieren
Schritt 3: Handlungen ableiten
Schritt 1
Das Bewusstsein für ein Gefühl ist notwendig, da wir ansonsten gar nicht erst erkennen können, dass wir gerade durch unsere Gefühle gesteuert werden. Erst wenn wir feststellen, dass wir beispielsweise Trauer verspüren, können wir mit Bestimmtheit sagen: “Ich verspüre Trauer, und das ist gut so!”. Denn jedes Gefühl trägt für uns eine Information, die uns helfen kann.
Schritt 2
Wir können das Gefühl anschliessend genauer betrachten und überlegen, wozu es gut ist.
Was bringt mir das unangenehme Gefühl in diesem Moment?
Wovor will mich das Gefühl schützen?
Welche Handlungen sollte das Gefühl auslösen?
Was ist gut am schlechten Gefühl?
Dies hilft uns festzustellen, ob das Gefühl zur Situation passt, oder ob die Situation von unserem Gehirn falsch interpretiert wurde. Wir merken dann: “Ich bin nicht meine Trauer. Ich verspüre Trauer. Ich entscheide, wie ich damit umgehe.” Vielleicht passt die Handlung, die das Gefühl auslöst, vielleicht passt sie aber auch nicht.
Schritt 3
In einem letzten Schritt können wir dann das Gefühl bewusst zulassen, weil die Handlungsanweisung korrekt ist. Wir handeln entsprechend dem Gefühl.
Wir können in Schritt 2 aber auch festgestellt haben, dass das Gefühl uns nicht weiter bringt und beginnen das Gefühl abzuschwächen. Damit reagieren wir weniger intensiv auf das Gefühl. Alternativ haben wir auch die Möglichkeit dem Gefühl entgegengesetzt zu handeln. Auch dies lässt das Gefühl kleiner und unbedeutender werden.
Dieser Prozess ist nicht immer einfach und erfordert tägliche Übung. Je öfter wir dies tun, je eher wird es uns gelingen und je eher werden wir zu dem Menschen, der wir sein wollen.
Fazit
Das Leben besteht aus sich entgegengesetzten Polen, wie Plus und Minus. Wir brauchen diese Dualität im Leben, um urteilen zu können, was wir in unser Leben ziehen wollen und was vermeiden möchten.
Wir haben die Macht über unsere Gefühle zu entscheiden. Wir bestimmen, wie lange wir etwas fühlen, wie intensiv wir etwas fühlen und wie wir auf Gefühle reagieren wollen. Dies können wir lernen, indem wir uns in Achtsamkeit üben.
Da wir in einem bestimmten Zeitpunkt nur ein Gefühl spüren können, sollten wir bemüht sein negative Gefühle in ihrer Intensität du reduzieren, ihrer Dauer verkürzen und in der körperlichen Reaktion der Situation anzupassen. Am Einfachsten gelingt uns dies, indem wir uns in Dankbarkeit üben.
Wenn wir dankbar sind, können wir keine unbehaglichen Gefühle empfinden. Es geht schlichtweg nicht.